Die Bucht von Kotor
- en roUTE
- 17. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Fjordartiges Paradies in Montenegro
Manche Orte sind keine bloßen Punkte auf der Landkarte. Sie sind Seelenlandschaften, in denen sich die Zeit verlangsamt und nach Entdeckung rufen.
Die Bucht von Kotor ist ein solcher Ort – eine blaue Verzweigung in der montenegrinischen Adria und Bergwelt.
Von Zvinje aus, einem stillen Wächter hoch über der Küste, eröffnet sich ein Panorama, das den Atem stocken lässt. Hier oben, wo nur das Zirpen der Zikaden die Stille durchbricht, liegt die Bucht als juwelenbesetztes Gewand zu Füssen - getaucht im wechselnden Licht des Tagesverlaufs.
Gegenüber breitet sich Herceg Novi aus, einst Stadt der blühenden Mimosen umgeben von unberührter Natur, entwickelte sich in den letzten 35 Jahren zu einem pulsierenden Ort. Wer das Nachtleben liebt, ist hier richtig. Wer die Ruhe liebt, sollte weiterziehen. Und dennoch, die sehenswerte kleine Altstadt mit süssen Häuschen, Boutiquen und uralter Festung zeugen vom Glanz vergangener Zeiten und heutigen Leben in alten Gemäuern.

Von den Spuren meiner Kindheit in den 1970er Jahren und der Welt, die ich zur Nachwendezeit im Jahr 1990 besuchte, ist in dieser Ecke nicht viel geblieben. Die Moderne hält Einzug, darunter Zwischen-, Neben-, Hochbauten und manche Bausünde für Einheimische und Touristen.
Doch auf dem Weg um die Bucht eröffnen sich malerische Perspektiven wie aus dem Bilderbuch. Anhalten, geniessen, baden oder in einem Fischrestaurant essen, ist ein Muss. Zu empfehlen ist das urige "Uzgajaliste Ostriga" kurz vor Dobrota. Die Muscheln und der Fisch kommen direkt aus dem Wasser, frisch und köstlich zubereitet auf den Tisch.
In Risan, der ältesten Siedlung in der Bucht, spürt man die Geschichte. Hier, wo einst illyrische Königinnen herrschten, findet man das römische Mosaik – Artefakte aus Stein, die die Zeit überdauerten. Der Gott Hypnos, in seinen friedlichen Mosaik-Konturen dargestellt, scheint die ewige Ruhe dieses Ortes zu bewachen, während seine römischen Vorfahren einst das Herz der Bucht zu ihrem eigenen machten.
Das romantische Herzstück der Bucht ist Perast. In seinen Gassen, wo die Zeit wie in einem Bilderbuch stillsteht, flüstert jede steinerne Fassade Geschichten von Seefahrern und Kapitänen, von der venezianischen Pracht, die einst hier residierte. Der autofreie Küstenort hat sich den Charme seiner vergangenen Blütezeit bewahrt.
Doch der wahre Zauber liegt vor der Küste mit den beiden Inseln, "Insel St. Georg" und "Maria vom Felsen", die wie ein versunkenes Venedig aus dem Wasser lugen. Das Blau des Wassers hier ist von beeindruckender Intensität – ein ultramariner Schleier, in dem sich der Himmel spiegelt.

Die Krönung der Bucht ist die namensgebende Stadt Kotor. Geschützt von einer unüberwindlichen mittelalterlichen Mauer, die sich den Berg hinaufschlängelt, präsentiert sie sich als architektonisches Gedicht. Ihre engen Gassen sind Labyrinthe voller verborgener Plätze, belebter Cafés und historischer Kirchen. Der Duft von Bougainvillea mischt sich mit dem salzigen Geruch des Meeres, und jeder Schritt auf dem Kopfsteinpflaster ist ein Echo der Jahrhunderte. Mit Muse der Langsamkeit lässt sich mancherorts Ruhe finden und man fühlt den Teil eines alten Mysteriums.
Die Schönheit spricht sich herum, weshalb auch Kreuzfahrtschiffe am Hafen von Kotor anlegen. Daher lohnt sich ein Besuch eher am späten Nachmittag/Abend oder sehr zeitigen Morgen.
Der Charme der Bucht entfaltet sich besonders, wenn die Sonne die Berge in ein goldenes Licht taucht. Alles kommt zur Ruhe. Die Rückfahrt auf der gegenüberliegenden Seite durch Prcanj zur Fähre führt über kleine, hübsche Dörfchen, die touristisch nicht ganz so überlaufen sind.

Auf dem Panoramaweg 3, der von der beeindruckenden Adriaküste Montenegros über seine malerischen Altstädte, traumhaften Strände bis hin zur Bucht von Kotor führt, lassen sich zahlreiche Panoramablicke erhaschen. Hinter Kotor berghoch fahren und bei einem der Blickpunkte die spektakuläre Aussicht geniessen.
Für Wander- und Bike-Freunde steht die Bergbahn bereit, die ihre Besucher von der Talstation Dub (Nähe des Vrmac-Tunnels) zur Bergstation Kuk des Nationalparks Lovcen bringt. Auf dieser Höhe kommen die Sinne auf ihre Kosten. Das Auge gleitet über Berg und Tal auf das tiefblaue Wasser der Bucht, wo die alten Steinhäuser wie Perlen in der Sonne glänzen.
Informationen:
Ein Besuch am besten ausserhalb der Saisonzeiten planen, um insbesondere die beliebten Orte wie Kotor und Perast in Ruhe geniessen zu können.
Kommentare